Lila Himbeersirup: Wie man der Clownarmee beitritt. Junge Welt 02.04.08
Von General Shanti Avanti
Nein, wir sind keine Kartoffeln
Nein, wir sind keine Kartoffeln
Ob beim G-8-Gipfel in Heiligendamm oder zur Sicherheitskonferenz in München: Die »Clandestine insurgent rebel clown army« (Circa) ist immer mit dabei. Die Leute, die kostümiert und geschminkt die Polizei schon allein dadurch irritieren, daß sie militant friedlich sind. Wie wird man zu einem Angehörigen der »heimlich-aufrührerischen Rebel Clowns«? Am Wochenende gab es im Gewerkschaftshaus in Fürth eine Grundausbildung.
Zehn Menschen hatten sich rekrutieren lassen. Frauen wie Männer. Die Stimmung war entspannt neugierig, doch den inneren Clown zu finden, ist anstrengend. Die zukünftigen Clowns mutierten im Spiel von Amöben zu Drachen, um bestenfalls als aufgedunsene, sprachlose Kartoffeln zu enden. Eine absurde Diskussion, wieviel weniger Chromosomen die Kartoffel als ein Mensch hat, schloß mit dem Fazit, daß ein Regenwurm immerhin keine Atombombe bauen könne.
Die destruktiven Kräfte kontinuierlicher Ablehnung verdeutlichte ein weiteres Spiel. In Zweiergruppen solllten sich die Rekruten Angebote machen, die uneingeschränkt mit einem freudigen »Ja« beantwortet werden mußten. Noch nie habe ich auf die Frage: »Soll ich dich ins Klo einsperren?« ein so erfreutes »Ja« erhalten.
Anschließend erfuhr man in Rebel-Clownskunde, daß Clowns nicht fies seien. Hilfsbereit sollen sie sein, Grenzen weder im Kopf noch in der Realität akzeptieren. Mitunter ist deshalb ein Clown immer frei. »Das, was du willst, sollst du schenken«, sagte einer der Ausbilder, Major Nature Lightstar.
Das Circa-Motto »Run away from circus« meint, daß Hierarchien wie im Zirkus, wo der Direktor dem Clown mit dem weißem Gesicht Befehle erteilt, der wiederum den roten Clown triezt, gänzlich abgelehnt werden. Denn die Circa kommt aus der antimilitaristischen Bewegung.
Ein erster Höhepunkt war eine sogenannte Traumreise durch saftige Wiesen, hin zu den Flüssen voll lila Himbeersirup. Und als sie wieder aufgewacht waren, setzten die zukünftigen Clowns erstmals ihre roten Nasen auf. In der Circa verbergen die Mitglieder ihre Namen. Ich heiße von nun an Shanti Avanti. Die eigene Persönlichkeit tritt damit zurück, Emotionen nach vorn. Darum lernte ich auch ohne Widerstreben, stramm zu marschieren. Begleitet von den rhythmischen Worten: »Links, links, hinterm Hauptmann stinkt’s!«
Am letzten Tag der Grundausbildung gaben sich die neuen Clowns keinesfalls mit einem Stück vom Kuchen zufrieden, sie wollten die ganze Bäckerei! Als Aufständische, die sich weiterentwicklen wollen, marschierten sie zur mittlerweile fast verwaisten Hartz-IV-Montagsdemo, die in der Nürnberger Fußgängerzone ihr kärgliches Dasein fristet. Als sie ankamen, rissen sich andere Kinder von ihren Müttern los, um mit ihnen zu spielen. Der Wagen der Müllabfuhr wurde geputzt, ein einsamer Polizist vor den Arbeitslosen beschützt, damit die ihm nicht seine Arbeit nehmen. Er quittierte es mit einem Grinsen und erzählte es der Einsatzzentrale, wie toll er es findet, worauf noch mehr Kollegen kamen. Die begleiteten die Clowns nach dem Ende der Kundgebung durch die Fußgängerzone. Als die Clowns nicht mehr mit ihnen spielen wollten, wurden sie angeschüttelt. Danach suchten mehrere Streifenwagen nach ihnen. So werden Arbeitsplätze geschaffen. Circa sei Dank. Bis zum nächsten Mal, ihr Polizisten!
Infos und Rekrutierung unter: wendlandclown.twoday.net
beaclown@online.de
Nein, wir sind keine Kartoffeln
Nein, wir sind keine Kartoffeln
Ob beim G-8-Gipfel in Heiligendamm oder zur Sicherheitskonferenz in München: Die »Clandestine insurgent rebel clown army« (Circa) ist immer mit dabei. Die Leute, die kostümiert und geschminkt die Polizei schon allein dadurch irritieren, daß sie militant friedlich sind. Wie wird man zu einem Angehörigen der »heimlich-aufrührerischen Rebel Clowns«? Am Wochenende gab es im Gewerkschaftshaus in Fürth eine Grundausbildung.
Zehn Menschen hatten sich rekrutieren lassen. Frauen wie Männer. Die Stimmung war entspannt neugierig, doch den inneren Clown zu finden, ist anstrengend. Die zukünftigen Clowns mutierten im Spiel von Amöben zu Drachen, um bestenfalls als aufgedunsene, sprachlose Kartoffeln zu enden. Eine absurde Diskussion, wieviel weniger Chromosomen die Kartoffel als ein Mensch hat, schloß mit dem Fazit, daß ein Regenwurm immerhin keine Atombombe bauen könne.
Die destruktiven Kräfte kontinuierlicher Ablehnung verdeutlichte ein weiteres Spiel. In Zweiergruppen solllten sich die Rekruten Angebote machen, die uneingeschränkt mit einem freudigen »Ja« beantwortet werden mußten. Noch nie habe ich auf die Frage: »Soll ich dich ins Klo einsperren?« ein so erfreutes »Ja« erhalten.
Anschließend erfuhr man in Rebel-Clownskunde, daß Clowns nicht fies seien. Hilfsbereit sollen sie sein, Grenzen weder im Kopf noch in der Realität akzeptieren. Mitunter ist deshalb ein Clown immer frei. »Das, was du willst, sollst du schenken«, sagte einer der Ausbilder, Major Nature Lightstar.
Das Circa-Motto »Run away from circus« meint, daß Hierarchien wie im Zirkus, wo der Direktor dem Clown mit dem weißem Gesicht Befehle erteilt, der wiederum den roten Clown triezt, gänzlich abgelehnt werden. Denn die Circa kommt aus der antimilitaristischen Bewegung.
Ein erster Höhepunkt war eine sogenannte Traumreise durch saftige Wiesen, hin zu den Flüssen voll lila Himbeersirup. Und als sie wieder aufgewacht waren, setzten die zukünftigen Clowns erstmals ihre roten Nasen auf. In der Circa verbergen die Mitglieder ihre Namen. Ich heiße von nun an Shanti Avanti. Die eigene Persönlichkeit tritt damit zurück, Emotionen nach vorn. Darum lernte ich auch ohne Widerstreben, stramm zu marschieren. Begleitet von den rhythmischen Worten: »Links, links, hinterm Hauptmann stinkt’s!«
Am letzten Tag der Grundausbildung gaben sich die neuen Clowns keinesfalls mit einem Stück vom Kuchen zufrieden, sie wollten die ganze Bäckerei! Als Aufständische, die sich weiterentwicklen wollen, marschierten sie zur mittlerweile fast verwaisten Hartz-IV-Montagsdemo, die in der Nürnberger Fußgängerzone ihr kärgliches Dasein fristet. Als sie ankamen, rissen sich andere Kinder von ihren Müttern los, um mit ihnen zu spielen. Der Wagen der Müllabfuhr wurde geputzt, ein einsamer Polizist vor den Arbeitslosen beschützt, damit die ihm nicht seine Arbeit nehmen. Er quittierte es mit einem Grinsen und erzählte es der Einsatzzentrale, wie toll er es findet, worauf noch mehr Kollegen kamen. Die begleiteten die Clowns nach dem Ende der Kundgebung durch die Fußgängerzone. Als die Clowns nicht mehr mit ihnen spielen wollten, wurden sie angeschüttelt. Danach suchten mehrere Streifenwagen nach ihnen. So werden Arbeitsplätze geschaffen. Circa sei Dank. Bis zum nächsten Mal, ihr Polizisten!
Infos und Rekrutierung unter: wendlandclown.twoday.net
beaclown@online.de
Arbana - 2. Apr, 10:41
Neuer Workshop Großraum Nürnberg 24. bis 26. Janaur 2009
Fragen, Anmeldung und Kuchen an: afroline@hotmail.de